Ab dem 1. Juli 2021 übernahm Ungarn von Polen den Vorsitz der Visegrád-Staaten. Aus diesem Anlass fand in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung als Kooperationspartner eine Podiumsdiskussion im Cannstatter Kursaal über die Ziele und Ergebnisse der Visegrád Gruppe, bzw. der europäischen Perspektive.

An der Podiumsdiskussion nahmen teil: Krisztina Varjú, Ministerialbeauftragte für die ungarische Visegrád-Präsidentschaft, bzw. Marcin Król, Generalkonsul der Republik Polen in München. Als deutscher Gesprächspartner schloss sich Rainer Wieland MdEP, Vizepräsident des Europäischen Parlaments online aus Brüssel der Diskussion an. Das Gespräch moderierte Karoline Gil, Mitarbeiterin und Ost- und Südost-Europa-Expertin des Instituts für Auslandsbeziehungen (IfA) in Stuttgart.

Dr. András Izsák, Generalkonsul von Ungarn in Stuttgart betonte in seinem Grußwort die historische Verbundenheit der V4-Länder und wies darauf hin, dass zwar die V4-Gruppe in diesem Format erst seit 30 Jahren besteht, kann der regionale Zusammenschluss auf eine fast 700 Jahre andauernde Vergangenheit zurückblicken und dass diese im Jahre 1991 gemeinsam unterzeichnete Kooperation „nicht gegen sondern für Europa“ zustande kam. Die Veranstaltung sollte eine Möglichkeit geben, über die Ziele, Tätigkeiten und Ergebnisse der V4-Staaten einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und tiefere Einblicke zu gewinnen, die in dieser Region noch immer zu wenig bekannt sind. (Weiter zum Gruđwort von Generalkonsul Dr. András Izsák)

Dr. Stefan Hofmann, Leiter des baden-württembergischen Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, unterstrich in seiner Begrüßungsrede, wie wichtig es sei, in die Perspektive der jeweils anderen einzutauchen, sich im wahrsten Sinne des Wortes zu begegnen – statt zu „ent-gegnen“. Begegnung sei, was gerade nach dieser Pandemie und angesichts der enormen geopolitischen, wirtschaftspolitischen und umweltpolitischen Herausforderungen für Europa von Bedeutung ist.

Die Vertreter von Polen und Ungarn Generalkonsul Marcin Król und Ministerialbeauftragte Krisztina Varjú haben in ihren Beiträgen die Entwicklungslinie der V4-Zusammenarbeit in den letzten 30 Jahren aufgezeichnet, auf einige wesentliche Faktoren hingewiesen und diese auch mit Fakten und Statistiken belegt. Sie vertraten den Standpunkt, dass die V4-Länder heute als eine wichtige europäische Region gelten, die auch wirtschaftlich einen Schwerpunkt im EU-Binnenhandel darstellen. Als Region seien Sie vor China und den USA der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Rainer Wieland, Vizepräsident des EP stellte die Rechtstaatlichkeit in den V4 Ländern auf den Prüfstand, worauf sich die anderen Podiumsteilnehmer auf die demokratischen Wahlen beriefen, als deren Ergebnis die jeweiligen Regierungen an die Macht gekommen waren. Sie betonten die weite Akzeptanz der EU innerhalb der Bevölkerung ihrer Länder sowie die Wichtigkeit des gemeinsamen Dialogs über Europas Zukunft. Sie forderten Respekt und Begegnungen auf Augenhöhe sowie Dialogbereitschaft.

Dr. Dezső B. Szabó, Leiter des Ungarischen Kulturinstitutes in Stuttgart suchte in seinem Schlusswort nach Europas kultureller Identität, die mit der Wahrnehmung der Einheit der Kultur selbst zusammenhängt, die als Einheit der Vielfalt zu verstehen ist. Er betonte, dass Unterschiede in bestimmten Bereichen der Kultur ihre Einheit in vielen anderen Bereichen keineswegs ausschließen. Dennoch stellte er auch fest, dass immer noch Barrieren vor allem in den Vorstellungen und Denkmustern zu beobachten sind, die es zu überwinden gilt. Dabei könnte gerade die Kultur sehr wirkungsvoll behilflich sein.  

Die internationale Plakatausstellung der Ungarischen Kunstakademie und das Begleitprogramm der Band Áron Tálas gefolgt von einem Get-Together in freundschaftlicher Atmosphäre rundeten den Abend ab.